Herzkrankheiten bei Frauen: Warum die Symptome oft anders sind

Frauen mit einem Herzinfarkt haben ein bis zu doppelt so hohes Risiko, an diesem zu sterben, als Männer. Da sie oft andere Symptome zeigen als Männer, werden diese häufig übersehen und die rettende Behandlung zu spät eingeleitet. Deswegen ist es für sie besonders wichtig, sich gut zu informieren und mit einer Untersuchung beim Kardiologen vorzubeugen.


Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Frauen äußern sich sowohl Herzinfarkte als auch eine Herzschwäche oft anders als bei Männern.
  • Anhaltende Müdigkeit, Atemnot und Erschöpfung können erste Warnzeichen für eine Herzerkrankung sein.
  • Auch Angstzustände, Schmerzen im oberen Rücken und starke Übelkeit können Symptome einer Herzerkrankung sein.

Unterschiedliche Symptome bei Frauen

Männer klagen bei einem Herzinfarkt typischerweise über heftige Schmerzen in der Brust, die in den linken Arm ausstrahlen. Frauen berichten hingegen häufiger über Übelkeit, Erbrechen, unerklärliche Müdigkeit, Angstzustände sowie Schmerzen im Rücken und Schulterblatt. Auch bei einer Herzschwäche können sich die Symptome zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Erste Anzeichen sind bei Frauen Atemnot, Erschöpfung, nachlassende Leistungsfähigkeit und Wassereinlagerungen in den Beinen.


Warum werden Herzkrankheiten bei Frauen unterschätzt?

Herzkrankheiten sind mit über 180.000 Sterbefällen jährlich die häufigste Todesursache für Frauen in Deutschland. Das liegt auch daran, dass die Symptome für beispielsweise Herzinfarkte häufig nicht erkannt werden und Frauen zu lange zögern, den Notruf zu wählen. Dass man lange Zeit dachte, Männer seien anfälliger für Herzerkrankungen, liegt an der schützenden Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Es beugt vielen Risikofaktoren wie hohen Blutfettwerten und Ablagerungen in den Arterien vor.

Mit der Menopause sinkt allerdings der Östrogenspiegel und das Risiko für Frauen gleicht sich an. Frauen entwickeln dadurch typischerweise später in ihrem Leben Herzerkrankungen und tun die ersten Symptome daher schnell als normale Alterserscheinungen ab. 

Da Frauen in Studien zu Herzkrankheiten und deren Behandlung häufig unterrepräsentiert sind, gibt es zu ihnen in allen Bereichen weniger Daten und Erkenntnisse. Das betrifft sowohl die Diagnostik als auch die Behandlung und Rehabilitation von Herzkrankheiten. Hinzu kommt, dass sich der weibliche Hormonhaushalt in der Schwangerschaft und den Wechseljahren noch einmal stark verändert. Daher müssten alle Lebensphasen separat untersucht werden.


Frühe Warnzeichen erkennen

Wer seinen Körper genau beobachtet, dem fällt es leichter, bereits die ersten Anzeichen einer Herzerkrankung zu erkennen. Deswegen sollten Sie regelmäßig Ihren Blutdruck, Blutzucker, die Blutfette und Ihr Gewicht kontrollieren lassen – beispielsweise im Rahmen eines Gesundheits-Check-ups beim Hausarzt oder der Hausärztin, der ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen wird.

Gerade Bluthochdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für eine Herzerkrankung. Gewichtssteigerungen können ein Hinweis auf Wassereinlagerungen im Rahmen einer beginnenden Herzschwäche sein.

Um eine beginnende Herzschwäche frühzeitig zu erkennen, sollten Sie erste Warnzeichen ernst nehmen. Geraten Sie bei Belastungen plötzlich schneller aus der Puste oder fühlen sich im Alltag erschöpft und schlapp, wird es Zeit für einen Besuch beim Arzt oder Ihrer Ärztin. Diese können mittels Blutuntersuchung und Ultraschall überprüfen, ob Ihr Herz noch ausreichend Blut pumpen kann.


Behandlungsmöglichkeiten für Frauen

Frauen benötigen, auch aufgrund ihres typischerweise geringeren Körpergewichts, meistens niedrigere Medikamentendosen als Männer. Zudem können einige Wirkstoffe bei ihnen eine paradoxe Wirkung haben und Vorhofflimmern oder Herzrasen sogar begünstigen. Am besten fragen Sie direkt nach, ob das verschriebene Medikament an Frauen erprobt wurde und ob Sie mit besonderen Nebenwirkungen rechnen oder es anders als in der Packungsbeilage angegeben dosieren sollten.

Unter Umständen kann bei Frauen nach der Menopause eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein. Dann kann das Östrogen wieder seine gefäßschützende Wirkung entfalten. Gleichzeitig lässt sich so ein erhöhter Blutdruck senken und damit Herzerkrankungen vorbeugen.


Herzkrankheiten bei Frauen erkennen und meistern

Heute weiß man: Frauen erkranken nicht seltener am Herzen als Männer. Sie haben nur andere Symptome, teilweise andere Ausprägungen und benötigen daher auch andere Diagnosewerkzeuge und Medikamente. Indem Sie die Vorsorge am Herzen genauso ernst nehmen wie bei anderen Erkrankungen, können Sie auch hier wirkungsvoll vorbeugen. Dabei gilt es vor allem, erste Warnzeichen ernst zu nehmen und Risikofaktoren wie Übergewicht, hormonelle Verhütung oder Bluthochdruck zu vermindern.