Was ist die Herzratenvariabilität?

In unserer Kardiologie in München KardioZentral untersuchen wir häufig Menschen mit Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder einer “koronaren Herzerkrankung” (Durchblutungsstörung des Herzens). Bei diesen Herzerkrankungen spielt die Herzratenvariabilität (HRV) eine große Rolle, darum wird sie auch mit der Hilfe einer präzisen Messung genauer untersucht. So kann direkt mit einer entsprechenden Therapie eine Behandlung beginnen, die das Herz und den ganzen Körper wieder in Einklang bringt. Was genau die Herzratenvariabilität ist und wieso sie so wichtig ist, erfahren Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Wichtigste in Kürze
  2. Wie hängt die Herzratenvariabilität mit dem Nervensystem zusammen?
  3. Was sagt die Herzratenvariabilität aus?
  4. Wie wird die HRV gemessen?
  5. Wie hängen HRV und Herzinsuffizienz zusammen?

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Herzratenvariabilität zeigt, wie der Mensch auf Stress reagiert und wie belastbar er ist.
  • Eine eingeschränkte Herzratenvariabilität kann auf Herzerkrankungen wie z.B. eine Herzinsuffizienz hinweisen.
  • Die Messung erfolgt entweder am EKG oder als Langzeitmessung zu Hause.
  • Die HRV-Messung kann hilfreich sein, den Therapieerfolg von Herzerkrankungen festzustellen und das Risiko für den weiteren Verlauf gut abwägen zu können.
Herzratenvariabilität wird gemessen
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Wie hängt die Herzratenvariabilität mit dem Nervensystem zusammen?

Damit Sie die Bedeutung der Herzratenvariabilität verstehen, müssen Sie zunächst die Aufgabe des sogenannten “vegetativen Nervensystems” erfassen können. Dieses wird auch als “autonomes Nervensystem” bezeichnet und steuert alle Organfunktionen, also die Prozesse, die der Mensch nicht bewusst kontrolliert. Darunter fällt auch der Herzschlag. 

Das Nervensystem setzt sich aus dem Parasympathikus und dem Sympathikus zusammen. Während der erste vor allem für die Ruhe zuständig ist, regelt der Sympathikus die körperliche sowie geistige Leistung. So beschleunigt der Sympathikus beispielsweise in einer Gefahrensituation den Herzschlag, es wird also Stress ausgelöst, damit die Person schnell reagieren kann. Der Parasympathikus beruhigt den Herzschlag wieder, wenn die Gefahr vorüber ist, bringt das Herz wieder in den Normalzustand und sorgt für Erholung. Die Herzratenvariabilität gibt das Zusammenspiel dieser beiden wieder. Die Abstände zwischen den einzelnen Herzschlägen sind nicht exakt gleich, sondern “variieren” ein wenig und das wird als Herzratenvariabilität (HRV) bezeichnet.

Was sagt die Herzratenvariabilität aus?

Die Abstände zwischen den einzelnen Herzschlägen variieren. Bei viel Stress schlägt das Herz schneller und die Variabilität zwischen den einzelnen Herzschlägen wird geringer, während es bei wenig Stress langsamer schlägt und bei Gesunden eine höhere Variabilität zwischen den Herzschlägen aufweist. Menschen, die eine eingeschränkte Herzratenvariabilität haben, sind durch äußere Ereignisse schneller überfordert. Dadurch empfinden sie Stress häufiger, intensiver und früher als andere Personen. Die Schlagfrequenz des Herzens ändert sich dadurch weniger, da der Körper ja ständig in Alarmbereitschaft ist. Das kann langfristig dazu führen, dass die betroffenen Personen Herzkrankheiten, Depressionen oder andere Krankheiten entwickeln. Diese benötigen dann eine Therapie. 

Ist die Herzratenvariabilität hingegen groß, so ist der Mensch stärker belastbar . Die Person ist weniger gestresst und hat auch oft einen stabileren Gesundheitszustand. Um herauszufinden, wie hoch das Risiko für eine Herzerkrankung ist oder um zu überprüfen, wie die Herzratenvariabilität sich auf den Menschen auswirkt, kann eine Messung erfolgen.

Wie wird die HRV gemessen?

Die Messung der Herzratenvariabilität wird oft mit einem EKG in einer Arztpraxis in München oder in der Kardiologie in München vorgenommen. Es gibt jedoch auch Geräte zur Langzeitmessung. Die Patienten und Patientinnen tragen das Gerät über Nacht und geben es zur Auswertung in der Praxis ab. Ist die Messung zu Ende, werden die Daten ausgewertet. Dabei werden der Abstand zwischen den R-Zacken des EKGs und deren Abweichung (Varianz) überprüft, hierbei gibt es zahlreiche Messwerte. Der bekannteste Wert ist der “SDNN” (Standardabweichung der Abstände zwischen den einzelnen Herzschlägen), welcher entsteht, weil das Herz nicht immer exakt gleich schnell schlägt, sondern sich den äußeren Einflüssen anpasst. Dabei sind größere Werte besser als kleine. Dieser Wert gibt zunächst eine grobe Orientierung über die Herzratenvariabilität, muss aber mit anderen Werten gemeinsam betrachten werden, um eine fundierte Aussage treffen zu können.

Wie hängen HRV und Herzinsuffizienz zusammen?

Die Messung der Herzratenvariabilität ist hilfreich, um eine Therapie in die Wege zu leiten und den Therapieerfolg bewerten zu können. Sie soll unter anderem Hinweise liefern, wie es um die Herzgesundheit steht. Ein niedriger Wert kann auf eine Herzinsuffizienz hinweisen, der Wert ist aber nicht spezifisch für diese Erkrankung. Andere Erkrankungen, die den Wert senken, sind koronare Herzkrankheiten, arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes mellitus Typ 2 sowie Schilddrüsenüber- und -unterfunktionen. Auch nach einem Herzinfarkt kann eine Messung durchgeführt werden und hilfreiche Informationen für den weiteren Verlauf und die Therapie bieten.